2017/18 – CONSUMER EXPERIENCE

CONSUMER EXPERIENCE

Kurator: Adrian Kelterborn

2017 Adrian Kelterborn

Adrian Kelterborn (*1979) aus Basel studierte Film und Video an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich. Der Filmemacher und Videokünstler interessiert sich vor allem für Grenzüberschreitungen und Erweiterungen dieser Medien zu Multimedia, Transmedia und Immersive Media.

Von 2007-2012 arbeitete Adrian Kelterborn als Multimedia Producer bei Magnum Photos in New York. Dort produzierte er über 100 Multimedia Essays für The New York Times, National Geographic, Centre Georges Pompidou, Bob Dylan, LEICA, UNO u.v.a. Diese Multimedia Essays wurden weltweit publiziert und gewannen u.a. einen Emmy.

Seit 2009 führt Adrian Kelterborn Multimedia Storytelling Workshops an Kunstschulen und Universitäten in Basel, Berlin, London, New York, Moskau, Istanbul, Tiflis, Riga, Shanghai und Singapur durch. 2013 war er Mitglied der «Picture Of The Year» Jury in Columbia, MO.

Der Filmkünstler Adrian Kelterborn hat für das ENSEMBLE TZARA das Jahreskonzept «CX – Consumer Experience» entworfen. Darin geht er den drei Megatrends nach, wie heute Musik konsumiert wird.

CX#1: STREAMING

  • 15.09.2017, 20 Uhr, Elisabethenkirche Basel
  • 17.09.2017, 20 Uhr, Heiliggeistkirche Bern
  • 06.10.2017, 20 Uhr, St. Jakob Kirche Zürich

Das Internet stellt uns einen ewig fliessenden Strom von Klängen und Bildern zur Verfügung. Wir hören, was wir wollen, wann wir wollen, wo wir wollen. Immer und überall können wir uns einklinken.

— Felix Profos: Eastern Shore/TZARA (2015/17, UA)
— Adrian Kelterborn: MAIN DRIFT (2017, UA , Video)
— Jagoda Szmytka: sky-me, type me (2011)
— Luc Döbereiner: Transduktion (2017, UA )
— Simon Løffler: (.. .. ....) (2009)

Christoph Luchsinger, Trompete, Dirigat
Geneviève Camenisch, Viola
Moritz Müllenbach, Violoncello, Megaphon
Simone Keller, Klavier, Megaphon
Sebastian Hofmann, Percussion, Megaphon
Aleksandre Kordzaia, Klangregie
Adrian Kelterborn, Konzept

CX#2: A TO B

  • 02.02.2018, 20 Uhr, Gare du Nord Basel
  • 03.02.2018, 20.30 Uhr, Kunstraum Walcheturm Zürich
  • 04.02.2018, 20 Uhr, Kult-Bau St.Gallen

Immer noch setzen wir uns in ein Konzert und hören Musikern zu, wie sie ein Stück innerhalb eines begrenzten Zeitabschnitts spielen, von A nach B. Die lineare Zeit als Grundlage für Dramaturgie. Wie lange noch?

— Trond Reinholdtsen: Unsichtbare Musik (2009/2014)
— Michelle Lou: outlines (UA, 2017)                                                       
— Walter Zimmermann: Ursache und Vorwitz (1993/94)
— Samuel Beckett: Quadrat (Video, 1981)                                 
— Nicolaus A. Huber: Töne suchen einen Autor (1988)
— Alexander Grebtschenko: < (2003)            

Sonoe Kato, Mezzosopran
Murat Cevik, Flöte
Martin Sonderegger, Klarinette
Samuel Stoll, Horn
Mateusz Szczepkowski, Violine
Moritz Müllenbach, Violoncello und Elektronik
Philipp Schaufelberger, Gitarre
Simone Keller, Klavier
Sebastian Hofmann, Percussion und Elektronik
Trond Reinholdtsen, Sprecher
Adrian Kelterborn, Konzept

CX#3: ANYTIME ANYWHERE

  • 21.05.2018, 20.30 Uhr, Kunstraum Walcheturm Zürich
  • 22.05.2018, 20 Uhr, Altes Spital Solothurn
  • 23.05.2018, 20 Uhr, Druckereihalle im Ackermannshof Basel

Wir teilen gerne unser Glück. An einem Konzert halten wir das Smartphone hoch, damit die Daheimgebliebenen teilnehmen können. Fast dabei sein und doch nicht ganz – wird das der neue Mainstream unseres Musikerlebens?

— Kaj Duncan David: Computer Music 7 (2014/2016)
— Matthias Kranebitter: polychotic listening tasks  (Uraufführung 2018)            
— Louis D’Heudieres: Laughter Studies 2 (2016)        
— Moritz Müllenbach: am and fm in dab times lost themselves streaming with friends (2016)

Raphael Camenisch, Saxophon
Christoph Luchsinger, Trompete
Samuel Stoll, Horn
Christina Aiko Mayer, Violine
Geneviève Camenisch, Viola
Moritz Müllenbach, Violoncello und Klangregie
Philipp Schaufelberger, Gitarre
Matthias Kranebitter, Elektronik (Gast)
Adrian Kelterborn, Konzept

Lange Nacht der Museen: BACKOFFICE

  • 02.09.2018, 21 Uhr, Schweizer Finanzmuseum
  • 02.09.2018, 22:30 Uhr, Schweizer Finanzmuseum

Das Geld folgt dem Puls der Börse und zirkuliert in immer höherer Geschwindigkeit – einem gesunden Finanzsystem steht nichts mehr im Weg.

Cathy van Eck: Backoffice (2015) für 3 Performer, Sensoren, Live Elektronik und Video

Christina Aiko Mayer, Performance
Moritz Müllenbach, Performance
Martin Sonderegger, Performance
Cathy van Eck, Klangregie

DAS GOLDENE ZEITALTER

  • 25.10.2017, 15 Uhr, GZ Buchegg Zürich
  • 05.11.2017, 14:30 Uhr, GZ Heuried Zürich

Vor langer, langer Zeit brachen Athena und Phoenix zu einem Abenteuer auf, das die Welt verändern sollte. Auf der Erde war es still. Es gab keine Geräusche, keine Musik, kein Vogelgezwitscher und kein Kinderlachen. Weit weg, hinter Wüsten und Bergen, in einer Höhle versteckt, lagen streng bewacht all die Klänge in einer verschlossenen Truhe. Die beiden mutigen Geschwister träumten davon, die Welt von der Stille zu befreien.

Theater-Konzert für Kinder ab 4 Jahren
Dauer: 45 Minuten
Mundart

Sonja Röösli, Schauspielerin
Murat Cevik, Flöte
Sebastian Hofmann, Schlagzeug
Geneviève Camenisch, Konzept

MAIN DRIFT @ PORNY DAYS

  • 25.11.2017, 18:30, Kunstraum Wacheturm Zürich

Pornografie und Gewalt gehören zu den weltweit am meisten konsumierten Inhalten im Internet. Die Psychologie spricht davon, dass diese zwei Bildwelten zu den «most arousing» – also am für den Menschen erregendsten gehören – ganz gleich wie sich eine Person moralisch und ethisch dazu stellt. Main Drift setzt sich mit diesen zwei immer abrufbaren, konsumierbaren und populären Bildströmen auseinander. Ein Algorithmus ruft ständig den «most popular clip» von den meist besuchten Pornsites sowie den «most viewed clip» mit den entsprechenden Gewalt-Tags ab. In einem Videomixer werden diese beiden Bildströme in Echtzeit abstrahiert, verlangsamt und überlagert und verschmelzen so zu einem neuen Videostrom.

Main Drift wird so zu einer Art ewigem Sog, verführerisch und erregend, gleichzeitig ruhig und harmonisch, nie vorhersehbar und immer lockend. Main Drift wird an den Porny Days als Dauerinstallation gezeigt. Der parallel geschaltete musikalische Stream «Eastern Shore» von Felix Profos erzeugt eine fast meditative Wirkung. Am 25.11.2017 klinken sich zwei Musiker des Zürcher ENSEMBLE TZARA in die beiden Streams ein. Die Sound- und Videoinstallation mutiert plötzlich aber kaum merklich zu einer Live-Performance.

Raphael Camenisch, Saxophon
Moritz Müllenbach, E-Cello

ALLES WIRD GUT

  • 06.02.2018, 20 Uhr, LOKAL Zürich Fluntern

Im Rahmen der Konzertreihe «Prima Volta» wurde TZARA eingeladen, die Auftragskomposition «Alles wird gut» von Wanja Aloe für Saxophon, E-Gitarre, MIDI-Keyboard, Klavier sowie verschiedenste Schlagzeuginstrumente und Alltagsgegenstände nochmals aufzuführen. Das Stück verwendet die Kompositionsform der Collage-Technik. Bei Aloe führt diese Collage-Technik oft in die vollkommene Verfremdung des Ausgangsmaterials. Mit – u.a. in den Satz-Titeln – unverkennbarem Humor zeigt er jedoch einen neuen Horizont auf, wo «alles wieder gut wird». Umrahmt wird dieses Werk von 2 Performances, die aktuelle Musik fassbar machen.

Vinko Globokar (*1934): «Corporel» für einen Schlagzeuger
Michael Heisch (*1963): «Brouillage/Bruitage» für akustische Gitarre
James Saunders (*1972): «all voices are heard» für Ensemble
Wanja Aloe (*1970): «Alles wird gut» für Ensemble

Simone Keller, Klavier
Raphael Camenisch, Saxophon
Philipp Schaufelberger, Gitarre
Sebastian Hofmann, Percussion

UND WAS ERLÖST UNS HEUTE?

  • 22.03.2018, 20 Uhr, Gessnerallee Zürich
  • 23.03.2018, 20 Uhr, Gessnerallee Zürich

500 Jahre nach der Reformation, 100 Jahre nach der Oktoberrevolution – und wir wissen gar nicht mehr, was das überhaupt sein könnte, Erlösung. Wir haben die Sterne gezählt, Himmel und Erde quantifiziert und wollten, dass das Ganze rational abläuft. Der Stern, der uns die Richtung gezeigt hat, ist erloschen. Seitdem laufen wir nur noch gottverlassen im Kreis und machen dabei nicht gerade einen guten Eindruck. Aber vielleicht ist die irrationale Kreisbewegung überhaupt nicht so blöd, wie wir dabei aussehen. Es heisst schliesslich auch Re-volution und Re-formation. Wenn uns die Erlösung irrational vorkommt, fehlt uns womöglich nicht die Fähigkeit zur Originalität, sondern im Gegenteil die Bereitschaft zur Wiederholung.

Ein Abend über Motive und Figuren von Ursprung und Wiederholung. Zweifelhafte Rationalität, vorgetragen von Fahim Amir, Jim Igor Kallenberg und Patrick Frank und unzweifelhafte Irrationalität, gespielt vom ENSEMBLE TZARA und dem Vokalensemble Larynx mit Werken von Patrick Frank, Detlef Müller-Siemens, Timmothy McCormack, Johannes Kreidler und Carlo Gesualdo, drehen sich im Kreis.

Johannes Kreidler (UA): Prolog – Video
Timothy McCormack (SE): your volume is your body – Streichquartett
Patrick Frank (UA): geschafft – Streichquartett
Detlev Müller-Siemens (UA): Subsong 2 – Streichquartett
Carlo Gesualdo: Epilog – Tenebrae factae sunt

Patrick Frank, Künstlerische Leitung, Metakomposition, Text und Konzept
Jim Igor Kallenberg, Konzept und Text
Fahim Amir, Text

Streichquartett ENSEMBLE TZARA:
Hannah Walter
Olivia Momoyo Resch
David Schnee
Moritz Müllenbach

Vokalensemble Larynx unter der Leitung von Jakob Pilgram
Michel Schranz, Bühne
Markus Brunn, Licht & Video
Jürg Lindenberg, Ton

2017 Saisonbild (Frau mit Smartphone)

Foto: Bruno Barbey (Magnum Photos/Keystone)